Stadtwerke Münster erzielen Jahresüberschuss von 26,8 Millionen Euro
17.06.2019
Gutes operatives Ergebnis, starke Sondereffekte durch Auflösung von Rückstellungen
Die Stadtwerke Münster haben im Geschäftsjahr 2018 mit 26,8 Millionen Euro einen hohen Jahresüberschuss erzielt. „Das unseren Erwartungen entsprechende gute operative Ergebnis haben wir vor allem durch die Auflösung von Rückstellungen deutlich erhöht“, erklärt Stefan Grützmacher, Geschäftsführer der Stadtwerke Münster. „Mit dem Gesamtergebnis sind wir zufrieden.“ Die Auflösung der Rückstellung hat formale Gründe, lediglich der Bilanzausweis des weiterhin bestehenden Risikos im Bereich Netze ändert sich. Die Stadtwerke Münster schütteten aus dem Jahresüberschuss vereinbarungsgemäß 6,5 Millionen Euro als Vorabgewinnausschüttung an die Stadt Münster als Gesellschafterin aus. Weitere 20,3 Millionen Euro überführen sie in die Gewinnrückstellungen, vor allem als Risikovorsorge. „Mit dem Ergebnis beweisen die Stadtwerke erneut ihre Ertragskraft für die Stadt Münster und ihren Stellenwert bei Kunden und Bürgern“, so Alfons Reinkemeier, Vorsitzender des Aufsichtsrates. „Die gute Eigenkapitalbasis wird das Unternehmen für anstehende Investitionen brauchen und auch, um Unternehmensrisiken abzusichern.“
Ergebnisse in den Geschäftsfeldern
Im Geschäftsjahr 2018 konnten die Stadtwerke Münster die Zahl ihrer privaten Stromkunden in Münster und dem Münsterland auf über 165.000 steigern und damit den Vorjahresrekord noch einmal leicht übertreffen. In Münster versorgt das kommunale Unternehmen vier von fünf Privatkunden. Ökostromangebote waren bei Privat- und Geschäftskunden erneut besonders beliebt, die Absatzmenge stieg in 2018 um 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sank im Strombereich die abgesetzte Menge im Vergleich zum Rekordjahr 2017 (-14,1 Prozent). Die Umsatzerlöse reduzierten sich ebenfalls leicht, allerdings nicht proportional (-7,8 Prozent). Ursache für diese Entwicklung waren Verluste von mengenstarken, aber margenschwachen Geschäftskunden.
Auch Erdgas und Fernwärme setzten die Stadtwerke Münster 2018 etwas weniger ab als im Vorjahr (-4,4 Prozent bzw. -0,9 Prozent) – vor allem aufgrund der warmen Witterung. Die abgesetzte Wassermenge stieg – ebenfalls vor allem aufgrund des Wetters – leicht um 2,4 Prozent gegenüber 2017. Im Bereich der eigenen Energieerzeugung blieben die Stadtwerke hinter den Planungen zurück: Durch einen schwerwiegenden Schaden in einem Teil der Gas- und Dampfturbinenanlage am Hafen wurde dort weniger Strom erzeugt als noch 2017. Auch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erfüllte nicht die Erwartungen. Ursache dafür waren an verschiedenen Windenergieanlagen erforderliche Abschaltungen, zum Beispiel aufgrund von Schattenwurf.
Fortgesetzt hat sich hingegen die seit Jahren positive Entwicklung bei den Fahrgastzahlen: Insgesamt 46,3 Millionen Fahrgäste und damit 2,2 Prozent mehr als 2017 nutzen den öffentlichen Personennahverkehr in Münster.
Digitalisierung als übergreifendes Thema
Das Trendthema Digitalisierung hat die Stadtwerke im Jahr 2018 an verschiedenen Stellen beschäftigt. „Wir verstehen uns als Treiber für eine digitale, smarte Stadt“, so Stefan Grützmacher. „Wir entwickeln neue, digitale Lösungen, um aktuellen Herausforderungen zu begegnen und schaffen gleichzeitig die entsprechende Infrastruktur dafür.“
So haben die Stadtwerke 2018 damit begonnen, ein Hochgeschwindigkeit-Glasfasernetz in Münster aufzubauen. Nach den Pilotgebieten Kreuzviertel und Hansaviertel sollen weitere Stadtgebiete erschlossen werden. Außerdem sind die Stadtwerke mit dem Ausbau eines sogenannten LoRaWAN-Netzwerks gestartet. Über diese im Niedrigfrequenzbereich arbeitende Funktechnologie lassen sich mittels Sensoren sehr effizient Daten transportieren. „LoRaWAN kann die Basis für viele smarte Anwendungen sein. Wir werden damit zum Beispiel Fernwärmeschächte, die vorher manuell geprüft werden mussten, überwachen. Aber die Technologie eignet sich auch für Endkunden-Anwendungen, etwa zur Echtzeit-Anzeige freier Parkplätze in der Stadt“, verdeutlicht Stefan Grützmacher.
Auch bei der Überwachung und Steuerung von Münsters Versorgungsnetzen – und damit bei der Versorgungssicherheit Münsters – setzen die Stadtwerke auf moderne Technik: Im Jahr 2018 eröffnete das Unternehmen seine neue Verbundleitstelle, die auch kommende Anforderungen, zum Beispiel an IT-Sicherheit und zunehmende Digitalisierung, erfüllt.
Klimaschutz bleibt Kernaufgabe
Klimaschutz verstehen die Stadtwerke weiterhin als ihre Kernaufgabe. So hat das Unternehmen seit August 2018 fünf zusätzliche Elektrobusse im Einsatz und damit die Linie 14 komplett elektrifiziert. „Unser Ziel ist es, bis 2030 unsere gesamte Busflotte zu elektrifizieren. 100 Busse sollen dann elektrisch durch Münster fahren – einige davon mit Brennstoffzelle und Wasserstoffantrieb, um höhere Reichweiten zu ermöglichen“, erklärt Stefan Grützmacher. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Wasserstoffbusse erprobt werden.
Zunehmend schwierig gestaltet sich für die Stadtwerke der Ausbau klimaschonender erneuerbarer Energien. Neue Gesetzgebungen und Verordnungen der Bundesländer, zum Beispiel Abstandsregelungen, schränken die Zahl verfügbarer neuer Standorte für Windenergieanlagen stark ein. „Dennoch setzen wir weiter darauf, Flächen zur Entwicklung von Windenergieprojekten zu identifizieren, zu akquirieren und zu entwickeln“, betont Stefan Grützmacher.
Einen wesentlichen Beitrag zur klimaschonenden, sicheren Energieerzeugung in Münster leistet auch die Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD-Anlage) der Stadtwerke am Hafen. Hier entstehen in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme. „Nach fast 15 Jahren Betriebszeit besteht mittlerweile die technische Notwendigkeit, unsere GuD-Anlage zu erneuern“, erklärt Stefan Grützmacher. „Wir möchten weiterhin klimaschonende Energie vor Ort erzeugen und prüfen deswegen den Neubau eines Gasmotorenkraftwerks am Hafen.“ Vorgesehen ist eine Anlage mit sechs Gasmotoren, die sehr hohe Wirkungsgrade aufweisen und deswegen besonders klimaschonend arbeiten. Außerdem ermöglicht ihre flexiblere Fahrweise, die stark fluktuierende Erzeugung von erneuerbarem Strom aus Wind oder Sonne ausgleichen zu können. Zwei Standorte für die mögliche neue Anlage im Hafengebiet sind in enger Abstimmung mit der Stadt Münster in Prüfung. „Um fundiert entscheiden zu können, ob wir ein neues Gasmotorenkraftwerk bauen, müssen wirtschaftliche, energiewirtschaftliche, stadtplanerische und emissionsrechtliche Aspekte geprüft werden. Geplant ist, dass wir in der zweiten Jahreshälfte kommenden Jahres eine Entscheidung treffen“, so Stefan Grützmacher. Das Investitionsvolumen würde zwischen 75 und 85 Millionen Euro liegen, bis zu 90 Prozent der Summe würden über im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz vorgesehene Zulagen gefördert.
Solides Ergebnis 2019 prognostiziert
Für 2019 rechnen die Stadtwerke mit einem soliden operativen Ergebnis, der Jahresüberschuss wird aufgrund voraussichtlich fehlender Sondereffekte deutlich geringer ausfallen als 2018. „Ab dem 1. September bzw. 1. Oktober 2019 werden Sebastian Jurczyk und Frank Gäfgen das Unternehmen mit einer neuen Struktur führen“, so Alfons Reinkemeier. „Sie übernehmen aus meiner Sicht ein gesundes Unternehmen mit vielen guten Ideen und einer hohen Bedeutung für Münster.“