Unsere Geschichte

In mehr als 120 Jahren ist bei den Stadtwerken Münster – eng verknüpft mit den Geschehnissen der Stadt Münster – viel Interessantes und Spannendes passiert.

Gründung

Das Jahr 1901 markiert den Gründungsstein der heutigen Stadtwerke Münster. Unter dem Namen Städtisches Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerk wird zusammengelegt, was zusammengehört: Die Versorgung der Münsteraner durch ein Unternehmen in öffentlicher Hand. 

Herz des städtischen Unternehmens sind die schon länger bestehenden Gas- und Wasserwerke und das neue E-Werk. Dieses wurde extra für die Versorgung der ebenfalls neuen Straßenbahnen gebaut. Aber auch in den anderen Sparten bauen die Stadtwerke die Münsteraner Infrastruktur kräftig aus. 1902 wird der Wasserturm Geist eingeweiht, 1906 das Wasserwerk in der Hohen Ward. Beide Anlagen sorgen bis heute für die zuverlässige Versorgung der Bürger mit Trinkwasser. 1905 entsteht am Albersloher Weg außerdem ein Gasbehälter mit 15.000 Kubikmetern Fassungsvermögen.

Nur acht Jahre nach Gründung, 1909, übernimmt das Unternehmen dann auch den Betrieb der Straßenbahnen. Damit wird das Portfolio um den öffentlichen Personen-Nahverkehr ergänzt, der Münster seit dem 8. August 1888 bewegt. Damals eröffnete der Mietkutscher Heinrich Hagenschneider Münsters ersten Pferde-Omnibusbetrieb - von Beginn an ordnungsgemäß auf festen Linienwegen mit genehmigtem und veröffentlichtem Fahrplan. Der Name ändert sich mit dieser Eingliederung in Städtische Betriebsverwaltung.

Und der Ausbau geht weiter: Das Elektrizitätswerk erhält 1910 eine Dampfturbine und einen Einanker-Umformer. Bis dahin war es ein reines Gleichstromwerk, das den Strom mit Gasmaschinen erzeugte. Im Geschäftsjahr 1910/1911 erzeugen die Stadtwerke bereits drei Millionen Kilowattstunden Strom für Münster. Bis 1919 werden die Kapazitäten des E-Werks vollständig ausgeschöpft, ein weiterer Ausbau am Standort ist nicht mehr möglich. Die Erzeugung hatte sich in den vorangegangenen zehn Jahren bereits verdoppelt.

Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit

„Liebe kleine Schaffnerin“ – Frauen übernehmen ab 1915 in den Kriegsjahren des Ersten Weltkrieges Schaffner- und Fahrdienste in Münster, um den öffentlichen Nahverkehr aufrecht zu erhalten. Durch die galoppierende Inflation klettert der Preis für einen Fahrschein auf sage und schreibe 10 Mark. 

Da der Betrieb der Straßenbahnen trotzdem unrentabel wird, werden im Herbst 1922 alle Wagen abgestellt, nichts fährt mehr. Aber auch wenn dem E-Werk damit ein Großverbraucher wegbricht: mit dem Siegeszug des Stroms im privaten Haushalt steigt der Energiebedarf in der Stadt trotzdem an. Ab Ende 1922 bezieht die Stadt Münster sogar erstmals Strom aus dem Umland, von den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen (VEW). Gas kommt ebenfalls schon von außerhalb der Stadtgrenzen: Das eigene Gaswerk wird 1917 abgeschaltet, der Bezug auf Ferngas aus der Kokerei der Zeche Radbod bei Hamm umgestellt.

Schnell wieder aufwärts geht es auch beim Nahverkehr: 1923 wird im Juli und August der Straßenbahnverkehr testweise an neun Tagen wieder aufgenommen, ab Februar 1924 dann durchgehend auf allen Linien. Ein Jahr später rollen die ersten Autobusse durch Münster und verstärken das Netz weiter. Gegen alle Bedenken wird 1927 der Straßenbahnbetrieb auf der Salzstraße für die folgenden zehn Jahre genehmigt. Die „Heulende Kurve" zwischen Salzstraße und altem Steinweg bleibt der Münsteranern bis 1954 erhalten. Der Erfolg gibt den Stadtwerken recht: 1930 nutzen bereits acht Millionen Fahrgäste Straßenbahnen und Busse.

Zweiter Weltkrieg und Wiederaufbau Münsters

1938 wird die Städtische Betriebsverwaltung in die Stadtwerke Münster (Westf.) überführt und fortan eigenverantwortlich geführt. Darüber, ob während der Kriegszeit Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, um etwa zum Heeresdienst einberufene Mitarbeiter zu ersetzen, liegen keine gesicherten Informationen vor. Aufgrund der Erkenntnisse über Zwangsarbeit in der Stadtverwaltung ist dies jedoch nicht auszuschließen (einen Überblick gibt die Internetseite Zwangsarbeit für die Stadtverwaltung der Stadt Münster).

Nach der Kapitulation der Stadt Münster im April 1945 beginnen die Stadtwerke mit dem Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Leistungen, auf die sie noch heute stolz zurückblicken: Am 13. April 1945, schon elf Tage nach der Kapitulation der Stadt Münster, wird die Stromversorgung wieder aufgenommen. Bereits Mitte April sind vier Wasserpumpwerke und der Wasserturm auf der Geist behelfsmäßig zur Versorgung bereit. Ab 1947 nehmen die Stadtwerke die Versorgung mit Erdgas wieder auf.

Wirtschaftswunder-Jahre

1949 wird die Straßenbahn durch die erste Oberleitungsbuslinie ergänzt, kurze Zeit später ersetzen die O-Busse sowie Autobusse die Straßenbahnen vollständig; Schäden an vielen Gleisen markieren letztlich ihr Aus. Am 24. November 1954 fahren die letzten Fahrgäste mit der Münsterschen Straßenbahn. 1961, 60 Jahre nach der Einweihung der elektrischen Straßenbahn mit damals acht Kilometern Linie, gibt es in Münster nunmehr 20 Buslinien mit einer Gesamtlänge von 187,5 Kilometern. 4,3 Millionen Kilometer fahren die 78 Busse und O-Busse. Sie befördern rund 24,3 Millionen Personen. Ab 1962 kommen dann auch Gelenkzüge zum Einsatz, außerdem ersetzen Fahrkartenentwerter den Schaffner.

In diesen Jahren erweiterten die Stadtwerke ihr Aufgabengebiet stetig. Ab 1953 übernehmen sie den Betrieb des Hafens, der in den folgenden Jahren immer neue Umschlagsrekorde erzielt. 1962 laufen über 4200 Schiffe ein, von denen rund 1,3 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen werden. Ab 1956 betreiben die Stadtwerke das Stadtbad am Zoo (heute Stadtbad Mitte), ab 1966 dann auch die anderen öffentlichen Schwimmbäder in Münster; 1983 gehen die Bäder zurück an die Stadt.

Münster wächst

1967 firmieren die Stadtwerke Münster um und werden zur GmbH, im folgenden Jahr ziehen sie in ihr neues Gebäude am Albersloher Weg.

Ab dem 26. Mai 1968 fahren nur noch Dieselbusse in Münster. Die O-Busse haben ausgedient. Entsprechend wird auch der Fahrzeugpark aufgerüstet. So fahren ab 1970 die ersten Standardbusse vom Typ Büssing BS 110 V durch Münster, 1972 gibt es den ersten Fahrscheinautomaten in der Stadt.

1975 vergrößert sich das Stadtgebiet Münsters schlagartig. Durch die Eingemeindung umliegender Orte wächst das Stadtgebiet von 74 auf 302 Quadratkilometer, die Einwohnerzahl von 200.000 auf 262.000. Damit einher geht auch die Vergrößerung des Versorgungsgebietes der Stadtwerke.

Drei Jahre später geht die Verkehrsgemeinschaft Münster an den Start. Damit gilt innerhalb der gewachsenen Stadt nun ein einheitlicher Tarif, Busse der Stadtwerke steuern von nun an die meisten der neuen Stadtbezirke an. 1983 wird aus der kleinen Verkehrsgemeinschaft Münster die große Verkehrsgemeinschaft Münsterland (VGM). Mit einem Ticket können die Fahrgäste nun auch in die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf fahren.

Und auch die Versorgungsinfrastruktur bauen die Stadtwerke weiter aus: Nachdem Anfang der 70er Jahre bereits der Gasbezug von Kokerei- auf Erdgas umgestellt wurde, nimmt 1973 das Wasserwerk Hornheide mit einer Erzeugungskapazität von rund sieben Millionen Kubikmeter seinen Betrieb auf. 1977 wird die erste Ausbaustufe des Kohleheizkraftwerks Hafen fertiggestellt. Die Kapazität liegt bei 50 MW Strom und 120 Gcal Wärme/Stunde. In den folgenden Jahren kommen noch zwei weitere Blöcke hinzu.

1988 beginnt der Einbau einer sogenannten DeSONOx-Anlage in Block 3 des Kohlekraftwerks. Mit dieser großtechnischen Pilotanlage zur gleichzeitigen Entschwefelung und Entstickung der Rauchgase betreten die Stadtwerke Münster erneut Neuland im Umweltschutz. Die mit Unterstützung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie errichtete Anlage entfernt über 80 Prozent der Schwefeldioxide und Stickoxide. Auch Block 2 wird mit einer solchen Anlage ausgerüstet.

Die Ära der erneuerbaren Energien beginnt

Bereits als kaum ein Münsteraner davon gehört hatte, beginnen die Stadtwerke, grünen Strom zu erzeugen. 1988 nehmen sie in der Havichhorster Mühle am Fluss Werse ein Wasserkraftwerk mit einer jährlichen Erzeugungsleistung von 240.000 Kilowattstunden in Betrieb. 1992 folgt eine gemeinsam mit den Stadtwerken Borkum auf der Nordseeinsel errichtete Windkraftanlage. Ab 1997 machen die Stadtwerke aus dem Biomüll der Münsteraner Strom, die Bioabfallvergärungsanlage an der Deponie Coerde wird eröffnet. Rund 40.000 Tonnen Biomüll verarbeiten die Stadtwerke dort jährlich, bis im Jahr 2017 die Abfallwirtschaftbetriebe diese Aufgabe übernehmen. 

Für die Fahrgäste bringt das Jahr 1993 neuen Komfort: Mit der Einführung des CityTakts kommt an fast allen Haltestellen alle 20 Minuten ein Bus, auf vielen Hauptachsen durch Linienbündelung alle 10 Minuten. So müssen sich Fahrgäste nur noch die jeweilige Minute der Abfahrtszeit merken.

1998 ziehen die Stadtwerke in ihren neuen Hauptsitz direkt am Hafenplatz. Photovoltaikmodule kleiden die Fassade, grüne Gärten hinter den gläsernen Schallschutzwänden spiegeln den ökologischen Gedanken wider. Im selben Jahr eröffnet in der Innenstadt die Mobilitätsberatung der Stadtwerke, mobilé. Vier Jahre später zieht sie an der Hauptbahnhof um, schon ab 2000 ist das Verkehrsmobil außerdem auf Wochenmärkten in der Stadt vor Ort.

Seit dem 1. September 1999 können die Münsteraner Ökostrom bei ihrem Versorger beziehen. 2000 wird Münster:natürlich als erstes Ökostromprodukt eines Stadtwerks mit dem goldenen Zertifikat des Vereins Grüner Strom Label e. V. ausgezeichnet. Mit den ersten Einnahmen wurden Photovoltaikanlagen auf Münsters Schuldächern gebaut, inzwischen sorgen die Gelder aus dem Ökostromtopf für jede Menge zusätzliche grüne Kilowattstunden oder werden für Energieeffizienz-Maßnahmen eingesetzt. 

Ein neues Jahrtausend

Das neue Jahrtausend beginnt mit Wachstum am Standort Albersloher Weg. Für die Stadt Münster bauen die Stadtwerke an ihrem Betriebsgelände das Stadthaus III, dessen Grundstein 2000 gelegt wird und das 2002 als technisches Rathaus eingeweiht wird. Ein großer Streik sorgt dafür, dass die Stadtbus-Linien 2001 rund vier Wochen nach einem Notfahrplan fahren, ab Anfang August kehren dann alle Busse auf Linie zurück.

In einem Bürgerentscheid bekennen sich die Münsteraner 2002 zu den Stadtwerken in kommunaler Hand. So vereiteln sie Pläne, 49 Prozent des städtischen Unternehmens an einen privaten Investor zu verkaufen.

GuD-Kraftwerk

Ein frühes Highlight des noch jungen Jahrtausends ist der Bau des neuen GuD-Heizkraftwerks am Standort des alten Kohlekraftwerks im Hafen: 2005 wird es eingeweiht. Das 90 Millionen Euro teure Gaskraftwerk spart jedes Jahr rund 190.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) ein und ist damit einer der Garanten für saubere fossile Energieerzeugung in Münster. Da damit auch der Kohlebunker am Hafen nicht mehr benötigt wird, entscheiden die Stadtwerke, dort einen Wärmespeicher unterzubringen. 8 Millionen Liter Fernwärmewasser können darin gespeichert werden, damit das Kraftwerk noch ressourcenschonender arbeiten kann. 2004 wird außerdem das alte Gasometer am Albersloher Weg durch einen modernen Erdgasröhrenspeicher im Stadtteil Albachten ersetzt.

Dass die Stadtwerke sich nicht nur für die Münsteraner Bürger_innen einsetzen, sondern auch Verantwortung ihren Mitarbeitenden gegenüber wahrnehmen, gibt es nun auch schwarz auf weiß: 2004 erhalten sie als erste Stadtwerke in Deutschland und als erstes Unternehmen in Münster das Zertifikat „Audit Beruf + Familie" und dürfen sich „Familienfreundliches Unternehmen" nennen.

Auf der Zentraldeponie II in Coerde eröffnen die Stadtwerke 2010 die größte Photovoltaikanlage Münsters. Auf einer Fläche von 9000 m² werden so jährlich eine Million kWh Strom erzeugt und 600 t CO2 eingespart. 

Seit Mai 2011 sind die Stadtwerke nicht nur am Hafen und am Hauptbahnhof für ihre Kunden präsent, sondern auch mitten in Münster: An der Salzstraße eröffnet der CityShop, das Innenstadtwerk. 

Aktuelles

Eine Premiere der anderen Art erleben die Münsteraner im April 2015, als die Stadtwerke ihre fünf Elektrobusse vorstellten. Sie sind leise, komfortabel und fahren mit 100 Prozent Ökostrom. Ihre Anschaffung wurde von Bund und EU gefördert, sie sind unterwegs auf der Linie 14 zwischen Zoo und Maikottenweg. Diese Flotte wird nun Stück für Stück umgebaut, so dass immer mehr Dieselbusse durch die emissionsfreien E-Busse ersetzt werden.

Auch die Ökostromerzeugen bauen die Stadtwerke konsequent aus: Neue Windenergieanlagen in Wolbeck, Amelsbüren und Roxel ernten den Wind und machen daraus grünen Strom.

Seit 2018 verlegen die Stadtwerke ein eigenes Glasfasernetz und bieten Breitband-Internet an. Den Auftakt dafür machen das Kreuz- und das Hansaviertel, weitere Stadtteile und -viertel folgen, bis 2030 soll der Großteil Münsters mit dem schnellen Netz versorgt werden. Und auch in Sachen grüne Wärme suchen die Stadtwerke neue Wärme und ermitteln seit 2022 systematisch das Potenzial von Tiefen-Geothermie sowie weiteren klimaneutralen Erzeugungsarten im Stadtgebiet, um das gasbetriebene Heizkraftwerk perspektivisch ablösen zu können.