Stadtwerke prüfen Nahwärme für Baugebiet Kirschgarten
26.02.2024
Untersuchungen für oberflächennahe Geothermie im Februar
Wie kann in Zukunft eine klimaneutrale Wärmeversorgung im geplanten Neubaugebiet Kirschgarten in Handorf gewährleistet werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Spezialisten für Erneuerbare Wärme der Stadtwerke Münster in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt. Im Fokus der Überlegungen steht ein so genanntes kaltes Nahwärmenetz, das mit Erdwärme aus geringen Tiefen von bis zu 250 Metern gespeist werden könnte.
Geothermie ist ein zentraler Baustein, mit dem die Stadtwerke Münster die Fern- und Nahwärme in Münster gestalten wollen, ohne fossile Brennstoffe einsetzen zu müssen. Wärme aus dem Untergrund ist vollständig regenerativ und jederzeit stabil verfügbar. „Erneuerbare Wärme macht uns in Münster unabhängiger von importierter Energie und hilft dem Klima“, betont Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk.
Wo immer möglich nutzen die Stadtwerke die vor Ort vorhandenen Gegebenheiten, um aus der Wärme ein echtes Heimatprodukt zu machen, am besten sogar aus der eigenen Nachbarschaft. Aus diesem Grund erkunden die Wärmeplaner der Stadtwerke die geologischen Gegebenheiten im künftigen Baugebiet mithilfe einer Bohrung.
Die technischen Vorstudien stimmen positiv. Am Mittwoch (28. Februar) beginnen vor Ort die Vorbereitungen. Unter anderem muss der vom anhaltenden Regen aufgeweichte Boden für die Maschinen und Geräte hergerichtet werden. Bis Mitte März erfolgt auf dem Baufeld auf Höhe des Heimathauses eine rund 250 Meter tiefe Bohrung durch eine Spezialfirma. Diese Arbeiten dauern rund eine Woche. Zum Einsatz kommen gedämpfte Bohrköpfe, die Vibrationen minimieren. Die Ergebnisse geben den Wärmespezialisten der Stadtwerke ebenfalls Hinweise, die für die Wärmeplanung für das in der Nähe geplante Baugebiet Kötterstraße hilfreich sind.
Nahwärmenetze: Klimafreundliche Wärmeoption für Neubaugebiete
Nahwärmenetze eignen sich besonders für die klimaneutrale Wärmeversorgung in Neubauquartieren mit hohen Gebäudeenergiestandards. Bei der Erschließung wird ein flächendeckendes Leitungsnetz ausgebaut, an das die neuen Gebäude angeschlossen werden. Die Wärme wird zentral im Quartier erzeugt und direkt an die Haushalte geliefert. In Handorf-Kirschgarten könnte diese Wärme von Erdsonden in bis zu 250 Meter Tiefe klimaneutral gewonnen werden. Wärmepumpen in den Gebäuden erhöhen die ankommende Temperatur schließlich auf die gewünschte Wohlfühlwärme. Weil die gelieferten Temperaturen mit rund 10 Grad Celsius zum Heizen nicht ausreichen und erst im Gebäude erhöht werden, sprechen Fachleute von „kalter“ Nahwärme. Ob ein solches Wärmenetz in Handorf-Kirschgarten realisiert werden kann, hängt nicht allein von den technischen Voraussetzungen ab. Auch die aufzuwendenden Investitionen und späteren Wärmekosten sind Teil der Betrachtung durch die Stadtwerke Münster.
Bis zu 200 neue Wohnungen in Handorf Kirschgarten geplant
Die Stadt Münster plant das Baugebiet Kirschgarten als energetisch hocheffiziente Neubausiedlung. Entstehen sollen auf dem knapp 9 Hektar großen Areal etwa 180 bis 200 neue Wohnungen und ein Grundschul-Neubau. Im Bebauungsplan spielt die technische Gebäudeausstattung eine wichtige Rolle. Neben Photovoltaik und Dachbegrünung sollen weitere Möglichkeiten zur Gewinnung, Nutzung und Speicherung von Strom, Wärme und Kälte im neuen Quartier genutzt werden.