3D-Seismik: Münsters Untergrund erfolgreich vermessen
12. Februar 2025
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Stadtwerke Münster ziehen positives Fazit der Geothermie-Messungen
Die Stadtwerke Münster ziehen ein positives Fazit der Tiefengeothermie-Messungen im November und Dezember 2024: „Wir werten die 3D-Seismik in Münster als vollen Erfolg. Mit der bisher flächigsten Untersuchung dieser Art in Deutschland sind wir unserem Ziel, das unerschöpfliche Wärmepotenzial in tiefen Gesteinsschichten für die klimaneutrale Fernwärme zu erschließen, bedeutend nähergekommen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk. Aus den gewonnenen geologischen Daten wird bis Ende 2025 ein dreidimensionales Modell des münsterschen Untergrunds bis in sechs Kilometer Tiefe errechnet. Anhand dieses Modells wollen die Stadtwerke Münster Potenzialstandorte für eine erste Tiefenbohrung identifizieren.
Tiefengeothermie ist eine bewährte und sichere Technologie. In NRW wird sie bisher noch nicht zur Wärmeversorgung eingesetzt. Daher unterstützt das Land im Rahmen des Masterplan Geothermie NRW Kommunen und ihre Versorger bei der Entwicklung von Projekten. Die 3D-Seismik in Münster fördert das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) mit 5,7 Millionen Euro etwa zur Hälfte. Dank dieser Unterstützung könnte in Münster das erstes Geothermie-Heizwerk in NRW entstehen. Die Daten werden außerdem über den geologischen Dienst NRW der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit dem gut ausgebauten Fernwärmenetz verfügt Münster über die notwendige Infrastruktur, um viele Haushalte mit grüner Wärme zu beliefern und sie klimaneutral zu stellen. „In der Klimastadt Münster haben wir ideale Voraussetzungen für den Einsatz von Geothermie: Wir haben die Verteilstruktur, den politischen Willen und die Zustimmung großer Teile der Bevölkerung für den Klimaschutz“, betont Arno Minas, Dezernent für Wohnungsversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit. „Wir gehen den Weg gemeinsam mit dem Land, den Bürgerinnen und Bürgern und unseren Stadtwerken.“ Unter Federführung der städtischen Klimastelle wird das Gesamtsystem der Wärmeversorgung in Münster im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung betrachtet und ein Zielbild entwickelt.
Datenakquise erfolgreich abgeschlossen, Auswertung bis Ende 2025
In insgesamt 39 Messnächten gaben die Spezialfahrzeuge des Partners DMT GROUP an 25.603 Anregungspunkten kontrollierte Schallimpulse in den Boden, aufgezeichnet wurden deren Echos von insgesamt 36.000 Geophonen im 350 Quadratkilometer großen Messgebiet. Mehr als 500 Terrabyte geologischer Rohdaten kamen im Messzeitraum zusammen. Diesen enormen Datenschatz werden bis Ende 2025 zu einem dreidimensionalen Model aufbereitet. Anfang 2026 soll das Modell öffentlich vorgestellt werden. Auch wenn die Detailauswertung noch aussteht, ist die Datenlage gut: Die akquirierten Daten zur Geologie unter Münster bilden eine belastbare Grundlage für die weiteren Schritte.
Für die Wärmegewinnung besonders im Fokus stehen die wasserführenden Kalksteinschichten, die in 900 bis 1.700 Metern sowie in 4.700 bis 6.700 Metern Tiefe unter Münster vorhanden sind. „Das Modell wird uns zeigen, wie genau die Kalkgesteinsschichten verlaufen. Damit ergibt sich eine belastbare Grundlage für die Planung einer ersten Bohrung nach heißem Wasser in Münster“, sagt Projektleiter Dr. Carsten Lehmann. „Letztlich dienen die Daten dazu, geologische und finanzielle Risiken bei der Bohrung zu minimieren.“
Großes Interesse und Rückhalt von Bürgerinnen und Bürgern
Die Messungen wurden von intensiver Öffentlichkeitsarbeit flankiert. Neben Hauswurfsendungen, Plakatwerbung, Anzeigen und Social Media-Postings konnten sich Bürgerinnen und Bürger auf vier Infomärkten, Projektwebsite und einer Hotline über die Messungen informieren. „Für den großen Rückhalt für die Tiefengeothermie in der münsterschen Bevölkerung sind wir sehr dankbar“, sagt Geschäftsführer Sebastian Jurczyk. „Die Teams unserer Dienstleister DMT und IPS haben alles möglich gemacht, um die unvermeidliche Belastung für die Anwohnenden gering zu halten und die Datenqualität hoch.“ Auch die Sorge mancher Münsteranerinnen und Münsteraner vor flächendeckenden und massiven Schäden bestätigte sich nicht. Die Quote von Schäden an Gebäuden bewegt sich im Promillebereich und bezieht sich auf oberflächliche Schäden wie Risse in Putz- oder Wandoberflächen. Witterungsbedingt dominieren Meldungen zu Flurschäden und Verschmutzungen.